Herzgesundheit bei Hunden – Was gilt wirklich?

Die Sorge, dass eine vegane oder pflanzliche Ernährung bei Hunden zu Herz- bzw. Herzmuskelkrankheit führen könnte, geistert häufig durch Foren, Social Media und Tierhalter-Gespräche.

In diesem Blogbeitrag schauen wir uns wissenschaftlich an, was wir wissen, was wir nicht wissen — und worauf man achten sollte, wenn man seinen Hund (teilweise) pflanzlich ernähren möchte.

 

Was ist das Problem? Dilated cardiomyopathy (DCM) beim Hund

DCM bedeutet, dass die Herzkammern sich erweitern und die Auswurfleistung (Pumpfunktion) abnimmt — das Herz wird schwächer. vetmed.ucdavis.edu+2U.S. Food and Drug Administration+2
Bei Hunden tritt DCM klassischerweise bei bestimmten großen oder riesigen Rassen (z. B. Great Dane, Doberman Pinscher) auf, oft mit genetischer Komponente. AVMA Journals+1

 

Relevanz bezüglich Ernährung:

  • Die Food and Drug Administration (FDA) hat seit 2018 vermehrt Meldungen erhalten von Hunden mit DCM, die keine der „klassischen“ genetischen Risikorassen waren und deren Ernährung ungewöhnlich war (z. B. getreidefrei, mit hohem Anteil an Hülsenfrüchten oder Kartoffeln). U.S. Food and Drug Administration+1
  • Daraus entstand die Hypothese, dass bestimmte Ernährungsformen — nicht zwingend vegan, aber oft nicht-traditionell— ein Risiko darstellen könnten.

 

Was sagen aktuelle Studien zur pflanzlichen bzw. veganen Ernährung bei Hunden?

Zusammenfassung der aktuellen Evidenz

  • In einer systematischen Übersichtsarbeit zu pflanzlichen (plant-based) Diäten bei Hunden und Katzen wurde festgestellt: Es gibt keinen überzeugenden Nachweis dafür, dass vegane Ernährung bei Hunden automatisch zu Gesundheitsproblemen führt. PMC+1
  • Eine Studie über 12 Monate mit 15 gesunden Hunden zeigte, dass eine kommerzielle pflanzliche Diät („pea protein“ als Hauptquelle) keinen klinisch auffälligen Unterschied in Herz-Biomarkern, Aminosäuren oder allgemeinen Gesundheitsparametern im Vergleich zu traditioneller Fleischdiät ergab. PLOS
  • Allerdings: In einer Studie mit 28-Tage-Feeding-Trial wurde bei Hunden auf einer Diät mit überwiegendem Erbsenprotein, Fleisch und getreidefreiem Futter eine Abnahme der Methionin-Konzentration und subklinische Veränderungen im Herz-Ultraschall beobachtet – also Hinweise auf mögliche Effekte, wenn bestimmte Aminosäuren limitiert sind. PMC

Was heißt das konkret?

  • Eine ausgewogene pflanzliche Diät, die gezielt mit allen essentiellen Aminosäuren, Mineralien & Vitaminen ergänzt ist (auch qualitatives Fertigfutter )—> die bisherigen Daten liefern keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko nur durch Veganismus.
  • Aber: Eine pflanzliche Diät automatisch gleichsetzen mit Risikodiät wäre falsch. Denn viele der gemeldeten Fälle betrafen „non-traditional“ Diäten — z. B. Getreidefrei + Fleisch + Hülsenfrüchte in hoher Konzentration. U.S. Food and Drug Administration+1
  • Der Hund ist zwar omnivor (also nicht strikt Fleischfresser wie Katze), aber nicht gleich wie Mensch in der Ernährungsphysiologie. Die Versorgung mit z. B. Schwefel-Aminosäuren (Methionin, Cystein) oder indirekten Vorstufen für z. B. Taurine braucht Aufmerksamkeit. PMC+1

 

Wichtige Nährstoffe im Fokus

Taurin

  • Taurin ist bei Hunden nicht als „essentiell“ deklariert (weil Hunde es aus Methionin/Cystein selbst synthetisieren können). PMC
  • Aber: In bestimmten Fällen (z. B. bei bestimmten Rassen oder limitierten Diäten) zeigt sich Taurin-Mangel in Verbindung mit DCM. PMC
  • Dennoch: In den Fällen von Diät-assoziiertem DCM – also bei den aktuellen „untypischen“ Fällen – hatten viele Hunde normale Taurinspiegel. => Tau­rinmangel allein kann nicht alle Fälle erklären. sites.tufts.edu+1

Schwefelhaltige Aminosäuren (Methionin, Cystein)

  • Pflanzen-Proteinquellen wie Erbsen, Linsen sind oft reich an Lys­in, aber relativ niedrig an Methionin/Cystein – was die Taurinproduktion beeinträchtigen könnte. PMC+1
  • Eine verringerte Bioverfügbarkeit oder eine hohe Faserbelastung kann zudem die Aufnahme stören. PMC

Weitere Mikronährstoffe & Faktoren

  • Auch andere Defizite (z. B. Vitamin E, Thiamin) oder nicht erkannte Stoffwechsel-/Genfaktoren könnten eine Rolle spielen. sites.tufts.edu+1

 

Was bedeutet das für die Praxis?

Wenn du darüber nachdenkst, deinen Hund vegan oder (teilweise) pflanzlich zu ernähren bzw. eine pflanzliche Diät bereits fütterst, beachte folgende Punkte:

  1. Komplettfutterqualität: Achte darauf, dass das Futter als „Alleinfuttermittel“ deklariert ist, alle Aminosäuren, Vitamine und Mineralstoffe enthält.
  2. Hersteller & Rezeptur prüfen: Hersteller mit wissenschaftlicher Grundlage, unabhängige Analysen, siehe Deklaration.
  3. Besondere Rasse-/Größeneigenschaften beachten: Große Rassen, bekannte Risikorassen (z. B. Golden Retriever) benötigen eventuell besondere Aufmerksamkeit. PMC
  4. Regelmäßige tierärztliche Kontrolle: Insbesondere Herz-Untersuchung (z. B. mittels Ultraschall), Blutbild, Aminosäurenprofil (z. B. Taurin, Methionin) wenn Hinweise bestehen. vetmed.wisc.edu
  5. Nicht vergessen: Eine Fleisch-basierte Ernährung kann genauso unausgewogen sein und Risiken bergen. Es geht weniger um Fleisch vs. Pflanze, sondern um ausgewogene Zusammensetzung.

 

Fazit

Eine pflanzliche oder vegane Ernährung führt nicht automatisch zu Herz- oder Herzmuskelerkrankung bei Hunden— die wissenschaftliche Datenlage zeigt jedenfalls nicht einen direkten, generellen Zusammenhang.
Aber: Es besteht ein Risiko, wenn Ernährungs- oder Rezeptur-bedingungen nicht stimmen (z. B. fehlende Schwefel-Aminosäuren, ungewöhnlich hoher Anteil an Hülsenfrüchten, minderwertige Zutaten).
Das Motto lautet daher: Qualität zählt – nicht nur Tierfutter ohne Fleisch. Wer diesen Weg geht, sollte bewusst und informiert handeln, nicht einfach „weil vegan = gesund“.

Liebe Grüße,

Sandra

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